Leitfaden und Tipps zur Krisenkommunikation

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Leitfaden inkl. einer Vielzahl von praktischen Tipps zum Aufbau eines Krisenkommunikationsmanagements für Unternehmen, Behörden und Organisationen

Im Nachhinein ist man immer schlauer, wenn es heißt: „man hätte es kommen sehen“. Krisen kündigen sich i. d. R. nicht an. Daher sollte jedes Unternehmen grundsätzlich einmal davon ausgehen, dass es auch selbst von den unterschiedlichsten Notfall- und/oder Krisenereignisfällen betroffen sein kann. Doch wie schlimm die Auswirkungen eines solchen Ereignisfalls werden, hängt in den allermeisten Fällen auch maßgeblich davon ab, wie gut man auf dieses vorbereitet ist. Hierzu zählen nicht nur die „Klassiker“ wie z. B. das Aufhängen von Flucht- und Rettungsplänen, sondern vor allem die effektive Vorbereitung auf das „Unerwartete“ durch die Etablierung eines ganzheitlichen und nachhaltigen Notfall- und Krisenmanagementsystems. Dieses beinhaltet neben der Aufbau- und Ablauforganisation vor allem auch das Thema „Krisenkommunikation“, denn wie gut ein Unternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung durch die Krise kommt, kann durch eine starke Krisenkommunikation maßgeblich beeinflusst werden. Ein gelungenes Krisen-Kommunikationsmanagement setzt sich aktiv mit den Ängsten, Befürchtungen und Informationsbedürfnissen der eigenen Interessengruppen (Zielgruppen) auseinander und gibt transparente und proaktive Statements und Antworten. Dies zeugt nicht nur von einem qualifizierten Umgang mit dem Ereignis, sondern schränkt auch den Raum für Spekulationen ein.

Merke: In der Krise kommt es auf eine professionelle und zielgruppenspezifische (Krisen-)Kommunikation an, um Image- und Reputationsschäden für das Unternehmen abzuwenden bzw. zu minimieren, und um am Ende ggf. sogar gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

Die folgenden Inhalte erwarten Sie auf dieser Seite:

  • 1. Die Rolle der Krisenkommunikation
  • 2. Krisenkommunikation im Unternehmen aufbauen
  • 3. Phase 1: Präventives Krisen-Kommunikationsmanagement
  • 4. Phase 2: Rahmenbedingungen und Regeln schaffen
  • 5. Phase 3: Kommunikation in der Krise
  • 6. Phase 4: Evaluation
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 1. Die Rolle der Krisenkommunikation

Die Rolle der Krisenkommunikation

Jede Reaktion auf ein Notfall- oder Krisenereignis erfordert eine operative und eine kommunikative Komponente. Die kommunikative Komponente wird dabei von der sogenannten „Krisenkommunikation“ besetzt und umfasst die gesamte interne und externe Kommunikation eines Unternehmens während und nach einem Ereignisfall. Sie dient dabei insbesondere der Kontrolle und Steuerung aller notwendigen Informationsflüsse an die jeweiligen Interessengruppen (Zielgruppen) des Unternehmens. Die Krisenkommunikation stellt dabei nicht nur die Deutungshoheit von Ereignissen sicher, sondern liefert den Interessengruppen auch notwendige Antworten zum Ereignis. Häufig kommt es dabei nicht immer auf die Tatsachen an sich an, sondern auf die (öffentliche) Meinung über die ereignisspezifischen Begebenheiten.

Eine verfehlte Krisenkommunikation kann das Image und die Reputation eines betroffenen Unternehmens maßgeblich und mitunter langanhaltend schädigen – ebenso wie gar keine Krisenkommunikation sicherzustellen.
Eine gelungene und proaktive Krisenkommunikation kann Unternehmen hingegen helfen, Krisen ohne Image- und Reputationsverlust zu überstehen oder zumindest deren Nachwirkungen einzudämmen.

Merke: Krisenkommunikation minimiert den Schaden mit den Instrumenten der Kommunikation.

Was ist eine Krise?

Eine Krise tritt dann ein, wenn ein Unternehmen auftretende Vorfälle (Störung, Notfall, Krise) mit der internen Aufbau- und Ablauforganisation allein und trotz ausreichender Vorkehrungsmaßnahmen nicht bewältigen kann und externe Unterstützung durch Blaulichtorganisationen oder Fachberater benötigt wird. Krisen können für Unternehmen verheerende Auswirkungen haben oder ein existenzbedrohendes Ausmaß annehmen sowie zu einem schweren Image- und Reputationsschaden führen.

Krisenauslösende Faktoren

Das Risikopotenzial eines Unternehmens kann sich aus dem Geschäftsbetrieb selbst ergeben oder von außen ausgelöst werden. In diesem kompakten Video werden Ihnen die potenziellen Gefahren und Risiken für Unternehmen vorgestellt.

Argumente für eine adäquate „Krisenkommunikation“

An dieser Stelle möchten wir Ihnen einige Aspekte aufzeigen, warum es sich für ein Unternehmen lohnen kann, sich eingehend und umfassend mit dem Thema „Krisenkommunikation“ auseinanderzusetzen.

Die Vorbereitung … 
  • … kann kommunikative Schwachstellen aufzeigen und somit zur Minimierung der persönlichen Haftungsrisiken führen.
  • … verdeutlicht das unternehmerische Verantwortungsbewusstsein und untermauert das eigene Risiko- und Sicherheitsbewusstsein.
  • … schafft klare und eindeutige Prozesse, Strukturen und Verantwortlichkeiten beim Eintritt außergewöhnlicher bzw. schwerwiegender Ereignisfälle.
  • … kann (Folge-)Schäden für Mensch, Umwelt und Sachwerte verhindern oder eindämmen.

Im Ereignisfall …
  • … kann die Aufrechterhaltung der eigenen Handlungsfähigkeit durch ein gewisses Maß an Übersicht, Kontrolle und Steuerung sichergestellt werden.
  • … kann eine proaktive Rolle z. B. gegenüber Vertretern der Presse, Medien, Öffentlichkeit, Aufsichtsbehörden sowie Kunden und Geschäftspartnern eingenommen werden.

Hinweis: Für einige Unternehmen bestehen z. B. rechtliche bzw. regulatorische Vorschriften oder vertragliche bzw. versicherungsseitige Verpflichtungen, welche die Etablierung eines Notfall- und Krisenmanagementsystems im Unternehmen verbindlich fordern.

Die „Player“ der Krisenkommunikation

Im Krisenfall liegt die oberste Leitung beim Krisenstab bzw. bei der Krisenstabsleitung oder einer von ihr legitimierten Vertretung. Vom Krisenstab bzw. dem zugrunde liegenden Notfall- und Krisenmanagement geht auch die Initiative zur Schaffung eines sogenannten „Krisen-Kommunikationsmanagements“ aus, sofern nicht andere Gründe für dessen Implementierung sprechen.

Bei der Krisenkommunikation wurde in der Vergangenheit oftmals noch nach dem „One-Voice-Prinzip“ gearbeitet. Das bedeutet, dass nur eine Person (Stimme) das Unternehmen nach außen repräsentiert und darstellt, um unterschiedlichen Wissensständen und Widersprüchen vorzubeugen. Dieses Prinzip hat sich durch das Aufkommen der sozialen Medienlandschaft jedoch stark gewandelt, denn eine Person allein ist heutzutage kaum noch dazu in der Lage, alle Kanäle im Ereignisfall adäquat zu „bespielen“.

Während der gesamten Lage müssen die Erwartungshaltungen der einzelnen Interessengruppen fortlaufend analysiert und eingeschätzt werden, um angemessen und situativ richtig reagieren zu können.

Wichtig: Innerhalb des Unternehmens sollten nur diejenigen Personen mit der Öffentlichkeit kommunizieren, die auch über die entsprechende Fach- oder Themenkompetenz verfügen und im permanenten Austausch miteinander stehen.
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Ist Krisenkommunikation „Chefsache“?

Die Antwort auf diese Frage kann und darf nicht pauschalisiert erfolgen, da dies immer von der jeweiligen Situation abhängig ist. Wenn beispielsweise Personen zu Schaden gekommen sind, es mitunter sogar Tote und Schwerverletzte gibt oder Kinder betroffen sind, ist es eine Frage des Respekts und der Pietät, dass die oberste Vertretung eines Unternehmens persönlich in Erscheinung tritt. Getreu dem Grundsatz „Verantwortung lässt sich nicht delegieren“, sollte die oberste Leitungsebene Stellung beziehen und ihr Mitgefühl ausdrücken. Das Signal an die Öffentlichkeit lautet in diesem Fall, dass die Angelegenheit zur „Chefsache“ erklärt wird!
Doch dieses Signal ist nicht immer die gewünschte Botschaft, daher muss grundsätzlich gut abgewogen und die Erwartungshaltung der Interessengruppen in Abhängigkeit zum individuellen Lagegeschehen behutsam abgeschätzt werden.

Der Kommunikationsstab und seine Funktionen

Die Notfall- und Krisenmanagementorganisation des Unternehmens definiert die Rollen und Prozesse des Krisen-Kommunikationsmanagements. Beispielsweise macht es für manche Unternehmen Sinn, einen mit dem Krisenstab eng verbundenen „Kommunikationsstab“ zu etablieren, der – je nach Unternehmensgröße – unterschiedlich ausgestaltet werden kann. Üblicherweise ziehen Verantwortliche hierbei die eigene Kommunikationsabteilung oder PR-Beratung heran. Ggf. können hier auch externe Experten für das Thema „Krisenkommunikation“ hinzugezogen werden.

Beispiel für die Zusammenstellung eines (großen) Kommunikationsstabes:
  • Kommunikationsleiter im Krisenstab
  • Koordinator im Kommunikationsstab
  • Assistenz und/oder Dokumentation
  • Pressesprecher für externe Anfragen
  • Unternehmensinterner Ansprechpartner
  • Medienbetreuer für Vorstände und Geschäftsführer
  • Koordinator mit anderen Kommunikations- und Pressestellen
  • Betreuer der Telefonhotline
  • Presse- und Medienbeobachtung und Auswertung
  • Recherchen
  • Texter
  • Webseiten-Designer („Darkside“)
  • Social-Media-Spezialisten

Merke: Jeder Beschäftigte kann in der Krise ein wertvoller Teil des Kommunikationsstabes werden – darauf sollten die Handelnden allerdings entsprechend vorbereitet werden.

Vorbereitung ist das „A“ und „O“

Netzwerk aufbauen: Die Zusammenarbeit mit Presse- und Medienvertretern und die Beobachtung unterschiedlicher (Kommunikations-)Kanäle beginnt bereits im Vorfeld einer Krise. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass sich Presse- und Medienvertreter zuerst beim Ansprechpartner ihres Vertrauens im Unternehmen nach einer Lageeinschätzung erkundigen, statt einen eigenen Beitrag auf Basis der allgemein verfügbaren Informationen zu verfassen.
Auch der persönliche Kontakt (inkl. Kontaktdaten) zu Ansprechpartnern weiterer involvierter außerbetrieblicher Stellen kann die Zusammenarbeit im Ereignisfall beiderseitig fördern.
Je nach Lage können die verschiedenen Kanäle (Zielgruppen) auch von unterschiedlichen Personen im Unternehmen „bespielt“ werden:
  • Sicherheitsverantwortliche → Blaulichtorganisationen (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst etc.)
  • Juristen → Ermittlungsbehörden (Polizei, Staatsanwaltschaft etc.)
  • Facility Management → Versorger (Strom, Gas, Wasser etc.)

Infrastruktur bereithalten: Der Zugriff auf den Verteiler der Presse- und Medienvertreter muss jederzeit gewährleistet sein – auch stromunabhängig. Eine Webseite im „dark-Modus“ sollte ebenso existent sein wie die Struktur einer Telefonhotline, wenn bereits heute absehbar ist, dass sich die externen Anfragen nach einem Ereignisfall exorbitant häufen könnten. Ein separater Raum für den Kommunikationsstab sollte ebenfalls vorhanden sein. Ggf. lohnt sich auch die Bereitstellung eines Medienzentrums, welches (z. B. extern) binnen kurzer Zeit hochgefahren werden kann.

Ausrüstung: Diverse Kommunikationskanäle müssen bespielt werden können. Hierzu werden beispielsweise internetfähige („stand alone“) PCs oder Laptops, Drucker, Scanner, Kopierer, Telefone und Mobiltelefone inkl. Ladekabel und Kopfhörer, Nebenapparate und Prepaid-Karten, TV- und Radio-Empfangsgeräte, Aufzeichnungstechnik und vor allem ein IT-Support benötigt.
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2. Die 4 Phasen der Krisenkommunikation

Die 4 Phasen der Krisenkommunikation

Es gibt Ereignisse, wie z. B. Unfälle, Naturkatastrophen oder vergleichbare Krisenauslöser, die Unternehmen selbst kaum verhindern können und von denen auch jedes Unternehmen jederzeit betroffen sein kann.

Insbesondere dann, wenn in diesem Zusammenhang das Unternehmen im Fokus steht und das öffentliche Interesse bzw. die öffentliche Wahrnehmung sprunghaft ansteigt, ist es wichtig, neben dem Notfall- und Krisenmanagementsystem auch über ein ergänzendes Krisen-Kommunikationsmanagement zu verfügen.

Phase 1: Präventives Krisen-Kommunikationsmanagement

Doch bevor ein Krisenkommunikationsmanagement aufgesetzt werden kann, sollten im Vorfeld einige Analysen und Einschätzungen erfolgen, dass das Regelwerk auf einer belastbaren Basis steht.

„Issue Management“

Die Strategie des „Issue Managements“ bezeichnet die systematische Auseinandersetzung eines Unternehmens mit den Anliegen seiner unmittelbaren Umwelt (Interessengruppen). Hierbei geht es darum, die bei den Interessengruppen aufkommenden unternehmensrelevanten Themen und Fragestellungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Das Unternehmen entwickelt eine Art „Frühwarnsystem“, indem es definierte Themenfelder beobachtet und sich aktiv mit ihnen auseinandersetzt. Präventiv eingesetzt leistet ein „Issue Management“ wertvolle Dienste bei der Vermeidung oder zumindest Eindämmung sich anbahnender Krisen durch ein frühzeitiges (proaktives) Erkennen und Eingreifen.

Teildisziplin: Risiken und Szenarien antizipieren

Krisen sind im Grunde genommen nichts anderes als Risiken, die sich realisiert haben. Dabei bestimmt vor allem das Ausmaß des zu erwartenden Schadens den gegebenen Risikoumfang für das Unternehmen. Dieser lässt sich üblicherweise im Vorfeld einschätzen, da es für alle möglichen Risiken i. d. R. auch vergleichbare Szenarien mit entsprechenden Erfahrungswerten gibt.

10 beispielhafte Risikokategorien:
  1. Politische Risiken
  2. Wirtschaftliche Risiken
  3. Umweltrisiken
  4. Naturrisiken
  5. Technische Risiken
  6. Menschliche Risiken (Mitarbeiter)
  7. Kriminelle Risiken
  8. Informationsrisiken
  9. Image- und Reputationsrisiken
  10. Compliance-Risiken

Identifizierung der Interessengruppen

Zunächst sind die eigenen (unternehmensspezifischen) Interessengruppen zu identifizieren und zu analysieren. Wer ist „Unterstützer“ und „Freund“, wer ist dem Unternehmen gegenüber tendenziell eher „negativ“ oder „feindlich“ gestimmt und wer hat welchen Einfluss. Hierbei gibt es die unterschiedlichsten Interessen von direkt oder indirekt Beteiligten sowie gewisse Rahmenbedingungen und Sachzwänge, die es zu identifizieren und berücksichtigen gilt.
Diese Erhebung ist die Basis einer adressatengerechten Kommunikation. Für identifizierte I nteressengruppen gilt es, passende Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die je nach Interessenlage und Betroffenheit anders angelegt sind. Nicht zu unterschätzen ist das Vernetzungs- und Aktivierungspotenzial bestimmter Interessengruppen, z. B. in den sozialen Medien, welches kontinuierlich beleuchtet und beobachtet werden sollte.

Die Liste der potenziellen (externen) Interessengruppen kann lang sein. Nachfolgend einige Beispiele:
  • Kunden
  • Geschäftspartner
  • Lieferanten
  • Nachbarn/Anrainer
  • (Breite) Öffentlichkeit
  • Lokale Presse und Medien
  • Regionale Presse und Medien
  • Überregionale Presse und Medien
  • Europäische Presse und Medien
  • Internationale Presse und Medien
  • (Lokal-)Politik
  • Branchenverbände
  • Wettbewerber
  • Fachmedien
  • Soziale Medien
  • Experten
  • Ermittlungsbehörden
  • Opfer-Anwälte
  • Gewerkschaften
  • Vermieter/Eigentümer
  • Versicherungen
  • Investoren
Dabei keinesfalls zu vergessen (geschweige denn zu vernachlässigen) sind die internen Interessengruppen:
  • Mitarbeiter/-innen
  • Angehörige von Beschäftigten
  • Fremdfirmen/Dienstleister

Aus diesem Grund wird auch häufig von der „internen“ und „externen“ Krisenkommunikation gesprochen. Hierbei gibt es auch einen Grundsatz, den es zu beachten gilt: „Betroffene vor allen anderen“ oder auch „Intern vor Extern“.

Bei der Identifizierung der Interessengruppen sollten die folgenden Fragen Beachtung finden:
  1. Welche Interessengruppen haben welchen Kommunikationsanspruch?
  2. Welche Interessengruppen könnten eigene Kommunikationsmaßnahmen ergreifen, die (positiven oder negativen) Einfluss auf die Krisenbewältigung nehmen können?
  3. Welcher Image- und Reputationsschaden kann entstehen bzw. ist zu erwarten?

Merke: Die gezielte Ansprache der eigenen Interessengruppen kann im Ereignisfall essenziell sein, um sich zielgruppenspezifisch Gehör zu verschaffen.
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Praxisbeispiel

Todesfall im Betrieb (z. B. tödlicher Arbeitsunfall, tödlicher Wegeunfall, Suizid am Arbeitsplatz, Gewaltverbrechen, Krankheitsverlauf etc.):
  • Wer überbringt den Angehörigen die Todesnachricht? 
  • Wer kondoliert?
  • Wie erfolgt die Kommunikation gegenüber der Belegschaft?
  • Wie lautet die Sprachregelung der Belegschaft gegenüber der Öffentlichkeit?
  • Welche Erwartungshaltung existiert an die Unternehmensleitung?
  • Welche Unterstützung erhalten die Hinterbliebenen?
  • Welche (z. B. in diesem Zusammenhang als pietätlos zu verstehenden) Marketingmaßnahmen des Unternehmens müssen ggf. umgehend gestoppt werden?

Presse- und Medienbeobachtung

Zur Beobachtung der Nachrichtenlage sind grundsätzlich alle Presse- und Medienkanäle heranzuziehen – also offline und online. Das Krisen-Kommunikationsmanagement definiert Suchbegriffe (sogenannte „Keywords“) und die zu beobachtenden Themen und Interessengruppen (dies impliziert auch den Wettbewerb). Die Presse- und Medienbeobachtung wird durch den klassischen Pressespiegel verschiedener Medien (z. B. Print, Online, Radio, TV, Foren, Blogs, Webseiten etc.) erreicht oder durch komplexe softwarebasierte Analyse-Werkzeuge abgebildet. Schwieriger, aber nicht unlösbar, wird die Auswertung der sozialen Medien, da häufig zu viele Inhalte in verschiedenen Kanälen kursieren. Aber gerade diese Informationen können wegweisend für ein Krisenereignis sein, da die hohe Verbreitungsgeschwindigkeit der sozialen Medien nicht zu unterschätzen ist.

Die gesammelten Informationen fließen in einem (täglichen) Medienlagebericht zentral zusammen. Bahnt sich eine Krise an oder ist die Eskalation bereits eingetreten, muss der Rhythmus in eine Echtzeitbeobachtung geändert werden, um dem Geschehen nicht hinterherzulaufen – auch wenn eine gewisse Zeitverzögerung meist unvermeidbar ist.

Wichtig: Nur durch eine professionelle Presse- und Medienbeobachtung in Echtzeit lässt sich ein medialer Blindflug in der Krise verhindern.

Phase 2: Rahmenbedingungen und Regeln schaffen

Da sich Krisen meist ungeplant bzw. unvorhergesehen ereignen und enorme Kapazitäten binden können, ist es wichtig, bereits im Vorfeld eine gewisse Basis für die Krisenkommunikation zu schaffen. Die Etablierung eines Rahmenwerks – beispielsweise in Form eines Krisenkommunikationshandbuchs – kann hierfür essenziell sein.

Das Krisenkommunikationshandbuch

Alle vorbereiteten Maßnahmen, Prozesse, Regelungen und Strategien sowie Verantwortlichkeiten sollten an einer zentralen Stelle zusammengefasst und verschriftlicht werden. Hierfür eignet sich z. B. ein sogenanntes „Krisenkommunikationshandbuch“. Ein solches Handbuch dient der erhöhten Reaktions- und Handlungsgeschwindigkeit in der Krisenkommunikation. Darüber hinaus tragen vorbereitete Inhalte und (Kommunikations-)Strategien auch zu mehr Handlungssicherheit im Ereignisfall bei.

Über die nachfolgenden (beispielhaften) Elemente sollte ein Krisenkommunikationshandbuch Auskunft geben:
  • Benennung der Verantwortlichen (inkl. Rollenbeschreibung)
  • Erreichbarkeiten und zur Verfügung stehende Ressourcen
  • Antizipierte Risiken und Szenarien
  • Handlungsoptionen
  • Ansprechpartner der Interessengruppen
  • Interne und externe Kontakte
  • Prozesse in der Krisenkommunikation
  • Lagepläne, Kartenmaterial etc.
  • Strategien, Sprachregelungen und Mustertexte für allgemeine und spezifische Szenarien
  • Musterdokumente, Checklisten und Formulare (Templates)
  • Dokumentation

Merke: Die Öffentlichkeit interessiert weder die Größe noch die Finanzkraft eines betroffenen Unternehmens. Fakt ist: im Ereignisfall muss es professionell laufen!

Rahmenbedingungen und Ressourcen

Zusätzlich zum Krisenkommunikationshandbuch sollten für den Ereignisfall auch die notwendigen Rahmenbedingungen und Ressourcen definiert werden wie z. B.
  • Personalverfügbarkeiten,
  • Räumlichkeiten,
  • IT-Infrastruktur,
  • Finanzmittel etc.
Insbesondere der Aufwand für das Echtzeitmonitoring oder die erhöhte Anzahl von Anfragen, die das Unternehmen über verschiedene Kanäle erhalten kann, wird ggf. steigen, sobald eine Krise publik wird. Dies kann beispielsweise einen verstärkten Einsatz in der Telefonzentrale, die Einrichtung einer Telefonhotline oder das Hinzuziehen von Dienstleistern erfordern.

Des Weiteren kann eine „Darksite“ – also eine alternative Webseite für den Krisenfall – etabliert werden, die in kürzester Zeit Informationen zur aktuellen Lage bietet, Stellungnahmen verbreitet, Verhaltenshinweise gibt, Ansprechpartner benennt und/oder weiterführende Informationen zur Verfügung stellt.

Hinweis: Auch der Einsatz von externen Dienstleistern aus dem Bereich „Krisenkommunikation“ ist für manche Unternehmen denkbar, planbar und sinnvoll (z. B. Unternehmenssprecher, Texter, Medienmonitoring, Hotline-Dienste etc.).

Schulungen und Trainings

Das Krisen-Kommunikationsmanagement muss allen Beteiligten in Fleisch und Blut übergehen, daher ist es essenziell, die relevanten Funktionsträger mit der Kommunikationsstrategie und den Sprachregelungen des Unternehmens im Rahmen von regelmäßigen Schulungen und Trainings vertraut zu machen. Gerade Personen, die telefonische Anfragen beantworten oder die Funktion als „Unternehmenssprecher“ innehaben, sollten separat geschult werden und ein entsprechendes Medientraining erhalten. Unterweisen Sie außerdem alle Beschäftigten, die nicht unmittelbar mit dem Krisen-Kommunikationsmanagement betraut sind. Das kann Unsicherheiten im Krisenfall vorbeugen, da Mitarbeiter/-innen bereits im Vorfeld erfahren, an wen sie sich im Ernstfall wenden können und welche Sprachregelungen zu beachten sind.
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Phase 3: Kommunikation in der Krise

Beim Eintritt einer Krise werden die Stäbe (Krisenstab und Kommunikationsstab) aktiviert, das Medienmonitoring beginnt in Echtzeit zu laufen und die ersten Fakten zum Ereignis werden zusammengetragen und für die Krisenkommunikation passend aufbereitet.

Ein enges Zusammenspiel zwischen Krisenstab und Kommunikationsstab ist eine Grundvoraussetzung für eine gelungene Krisenbewältigung auf der strategischen und kommunikativen Ebene. Die Lagebeurteilung des Krisenstabs sollte durch den Kommunikationsleiter im Krisenstab dahingehend geprüft werden, ob die diskutierten Entscheidungen und Maßnahmen einer kritischen Prüfung der Presse- und Medienschaffenden standhalten werden. Letztlich erfolgt die Beschlussfassung dahingehend, welche Informationen an welche Adressaten (Interessengruppen) über welche Wege das Unternehmen verlassen. Wichtig dabei ist, dass der Informationsfluss keinesfalls versiegen darf.

Merke: Betrachten Sie alle Informationen, die Sie herausgeben, grundsätzlich als öffentlich, denn danach haben Sie i. d. R. keine Kontrolle mehr über deren weitere Verwendung, Verbreitung oder Interpretation.

Kommunikative Maßnahmen

Echtzeit-Medienmonitoring hochfahren: Im Idealfall ist das Medienmonitoring von image- und reputationsgefährdenden Umständen ein stetiger Prozess. Denken Sie jedoch daran: Das reguläre Medienmonitoring in ein Echtzeit-Medienmonitoring zu verstärken, erfordert i. d. R. deutlich mehr personelle Ressourcen.
Medienmonitoring bedeutet aber nicht nur die Fremdkommunikation zu überwachen, sondern auch die Wirkung der eigenen gestreuten Informationen zu erfassen, deren Wirkungsgrad kontinuierlich zu bewerten und ggf. nachzusteuern.

Aktive und reaktive Maßnahmen prüfen: Die im Krisenkommunikationshandbuch beschriebenen aktiven und reaktiven Maßnahmen müssen an die jeweilige Situation angepasst werden. Wichtig: Auch die Interessengruppen und vorformulierten Aussagen müssen dem Ereignis spezifisch angepasst werden.
Vorformulierte Aussagen:
  • Kernbotschaft mit grundlegenden Argumenten
  • Haltebotschaft für ein allgemeines Statement
  • Fragen und Antworten inkl. Ergänzungen entlang des aktuellen Ereignisses
  • Textbausteine für Social-Media
  • Antworten auf kritische Fragen klären
Vorbereitet oder schnell zu erstellen:
  • Darksite
  • Fotodokumentation
  • Videorohschnitte oder O-Töne
  • Medienmeldungen
  • Einladung zur Pressekonferenz
  • Interview-Vereinbarungen mit dem Unternehmenssprecher
Begleitende (Krisen-)Dokumentation: Das Führen eines Krisentagebuchs über den Verlauf und die Aktivitäten bzw. Beschlüsse im Zusammenhang mit der Krisenkommunikation dient als Grundlage für die anschließende Nachbereitung und ggf. Optimierung von Maßnahmen, Prozessen und Strategien.

Psychologische Faktoren: Der richtige Umgang mit außergewöhnlichen Ereignisfällen kann zwar trainiert und in gewissem Maße vorbereitet werden – der psychische Umgang und die Emotionen jedes Einzelnen treten jedoch erst im konkreten Ereignisfall auf. Kann hier die nötige und zwingend erforderliche Distanz nicht gewahrt werden, sollte offen über die weitere Rollenübernahme des Betroffenen nachgedacht werden. Gleiches gilt für Unternehmenssprecher: Wie nah wagt sich der Einzelne an die Ereignisse heran? Ein Bericht aus dem Konferenzraum 500 km weit entfernt ist beispielsweise nicht immer hilfreich und kann sich ggf. auch kontraproduktiv auswirken. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt!

Echte Krisenkommunikation: Die Praxis

Faktenwissen ist zwar essenziell, aber das Zusammentragen von Fakten in der sogenannten „Chaosphase“ (also der Phase von Ereignisbeginn bis ca. 45 Minuten nach Eintreffen der Rettungskräfte) ist besonders schwierig (und teilweise auch unmöglich), um die nachfolgenden 6 „W-Fragen“ beantworten zu können:
  • Was ist passiert?
  • Wann ist es passiert?
  • Wo ist es passiert?
  • Wer ist verletzt/involviert?
  • Wie ist es passiert? (meist Spekulation)
  • Warum ist es passiert? (meist Spekulation)

Häufig rückt auch bereits zu Beginn die Schuldfrage zu sehr in den Fokus, daher sollten Botschaften proaktiv vermittelt werden.

Da es in der Krisenkommunikation um die öffentliche Wahrnehmung und Vertrauensbildung in die Kompetenz des Unternehmens geht, sollte angemessen und zeitnah kommuniziert werden, und zwar:
  • zukunftsgerichtet: was in Zukunft getan werden muss, um weitere Krisen zu vermeiden, weiterzuarbeiten etc.
  • lösungsorientiert: Sofortmaßnahmen und langfristige Bewältigungsstrategien präsentieren
  • wertebasiert: gelebt und angepasst an die Unternehmenskultur

Hinweis: Juristen bremsen die zeitnahe proaktive Kommunikation oftmals aus, da sie sich dem Thema von der rechtlichen „Anspruchsseite“ nähern und kein unnötiges bzw. unbegründetes Schuldeingeständnis liefern wollen. Daher muss abgewogen werden zwischen dem Anspruch „wer nichts sagt, kann auch nichts falsches sagen“ oder transparenter Krisenkommunikation.

Praxisbeispiel

Textbausteine: In diesem Video bringen wir Ihnen das Thema der sogenannten „Textbausteine“ (auch „Haltestatements“ genannt) näher.

Umgang mit Presse- und Medienschaffenden

Der Umgang mit der sogenannten „Macht der Medien“ ist unter Umständen problembehaftet, je nachdem, wie die Presse- und Medienvertreter das Image und die Reputation des Unternehmens einschätzen. Mit der öffentlichen Meinung ist es ähnlich, denn die Kraft der sozialen Medien potenziert sich heutzutage gegenüber der Presse- und Medienlandschaft aus Zeitung, Radio und TV.

Vergessen Sie niemals: Für Journalisten sind Notfälle/Krisen kein Einzelfall, sondern tägliche Praxis! Daher beherrschen sie ihr Handwerk und versuchen über verschiedene Wege an Informationen zu gelangen.
Was kann beispielsweise passieren?
  • belagerungsähnliche Zustände
  • Kontaktaufnahmen im privaten Umfeld
  • berechtigtes/unberechtigtes Eindringen in Räume
  • unsachgemäße Berichterstattung/„Kauf“ von Interviews
  • Provokationen/unsachgemäße Interviewführung

Merke: Gehen Sie offen und proaktiv auf Ihre Interessengruppen (Zielgruppen) zu, denn nur so behalten Sie die Deutungshoheit über die Krise und erkennen Veränderungen im Meinungsbild. Dies kann auch erheblichen Einfluss auf die Lagebeurteilung nehmen.
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Phase 4: Evaluation

Durch eine Evaluierung der Geschehnisse und den unternehmensseitigen Umgang damit wird die Krise zur Chance für künftige Ereignisfälle. Aufzeichnungen aus allen Unternehmensbereichen und die Dokumentationen aus dem Krisenstab und dem Kommunikationsstab geben mitunter wertvolle Hinweise darauf, welche Maßnahmen, Prozesse und Strategien den erwarteten Erfolg hatten und an welchen Stellen konkreter Optimierungsbedarf besteht. Orientieren Sie sich bei der Evaluation auch an Krisen von Wettbewerbern oder anderen exemplarischen Ereignissen, um beispielsweise einmal zu überprüfen, ob Ihr Krisen-Kommunikationsmanagement diesem Ereignis standgehalten hätte.

Merke: Üben Sie potenzielle Ereignisfälle regelmäßig und in unterschiedlichen Intensitätsstufen, um auf den Ernstfall bestmöglich vorbereitet zu sein!
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